Nachruf auf Prof. Dr. Herwig Schopper

Herwig Schopper im Alter von 80 Jahren bei der Erlanger 50-Jahrfeier des von ihm in den Jahren 1981-1988 als Generaldirektor geleiteten Europäischen Forschungszentrums CERN -----Quelle D. Seyboth
Herwig Schopper im Alter von 80 Jahren bei der Erlanger 50-Jahrfeier des von ihm in den Jahren 1981-1988 als Generaldirektor geleiteten Europäischen Forschungszentrums CERN -----Quelle D. Seyboth

Herwig Schopper verstarb am 19. August 2025 im Alter von 101 Jahren.

Seine wissenschaftliche Karriere, unter anderem als  Ordinarius an der TH Darmstadt und der Universität Hamburg, als Direktor des unter seiner Leitung gegründeten Instituts für Kernphysik in Darmstadt, als Vorsitzender des DESY-Direktoriums in Hamburg und Generaldirektor des CERN in Genf, sowie seine zahlreichen Auszeichnungen, Ehrungen, vielfältigen wissenschaftlichen Erfolge und Verdienste, wie auch sein unermüdlicher Einsatz für den Bau der Synchrotronstrahlungsquelle   SESAME in Jordanien wurden bereits in einer Reihe von Nachrufen ausführlich gewürdigt.

Herwig Schoppers Verbindungen zur Erlanger Physik beruhen vor allem auf seiner Zeit als Wissenschaftlicher Assistent und ab 1955 als Privatdozent bei seinem Doktorvater Rudolf Fleischmann, dem Nestor der Erlanger Experimentalphysik nach dem zweiten Weltkrieg. Dieser war seit 1947 Ordinarius an der Universität Hamburg und wurde 1953 an die Universität seiner Heimatstadt Erlangen berufen, wohin H. Schopper ihm folgte. Höhepunkte von Herwig Schoppers Forschungsarbeiten in der Zeit nach seiner Promotion im Jahr 1951 in Hamburg bis zur Berufung auf eine außerordentliche Professur an die Universität Mainz im Jahr 1957 sind vor allem der Nachweis der Verletzung der Spiegelsymmetrie (Parität) im Kern-Beta-Zerfall mit Hilfe der zirkularen Polarisation von Gammastrahlen und die Entwicklung (zusammen mit G. Clausnitzer und R. Fleischmann) der ersten Atomstrahlquelle für polarisierte Protonen. Nach jahrzehntelanger technologischer Weiterentwicklung waren derartige Quellen für polarisierte Protonen und Deuteronen eine zentrale Komponente von Polarisationsexperimenten wie HERMES an der Elektron-Proton-Ringanlage (HERA) beim DESY in Hamburg oder ANKE am Kühlersynchrotron COSY des Forschungszentrums Jülich, an denen Arbeitsgruppen des Erlanger Lehrstuhls für Physik maßgeblich beteiligt waren. Herwig Schopper hat diese Entwicklung und die damit verbundenen Erfolge mit großem Interesse verfolgt. Im Jahre 1982 wurde ihm von der FAU Erlangen-Nürnberg seine erste Ehrendoktorwürde verliehen, der viele weitere anderer Universitäten und wissenschaftlicher Einrichtungen folgen sollten. Er blieb seinem Doktorvater Rudolf Fleischmann bis zu dessen Tod im Jahr 2002  und der Physik in Erlangen stets eng verbunden.

Mit Herwig  Schopper hat uns ein außergewöhnlicher Wissenschaftler und visionärer Forschungsmanager verlassen, der die Forschungslandschaft in Europa maßgeblich geprägt und die internationale Zusammenarbeit vorbildlich vorangetrieben hat. Seine Persönlichkeit und seine Souveränität waren beeindruckend. Sie spiegelten seine Entschlossenheit wider, die Wissenschaft voranzubringen und damit der Menschheit zu dienen.

 

Klaus Rith