Nachruf auf Prof. Dr. Christian Toepffer

Prof. Dr. Christian Toepffer
Prof. Dr. Christian Toepffer

Christian Toepffer wurde am 21. Mai 1941 in Breslau geboren, studierte Physik von 1960-1963 an der Universität Hamburg, dann in Freiburg und machte dort 1966 sein Diplom. Zur Promotion ging er an das Institut für Theoretische Physik der Universität Frankfurt. Dort arbeitete er über die Theorie inelastischer Elektronenstreuung und wurde 1967 promoviert. In den folgenden „Lehr- und Wanderjahren“ hat er an vielen Forschungsstätten gearbeitet und sich auch immer wieder neue Themen erschlossen. Basis blieb bis 1974 das Institut für Theoretische Physik der Universität Frankfurt. Die Jahre 1967/68 war er als Research Associate im Institute for Advanced Studies der University of Virginia in Charlottesville/USA, 1970/1971 wagte er den damals ungewöhnlichen und mutigen Schritt zum Kernforschungszentrum Dubna/UdSSR. In dieser Zeit wurde die Theorie der Schwerionenreaktionen sein Hauptthema. Damit habilitierte er 1972 an der Universität Frankfurt und wurde 1972 außerordentlicher Professor am Institut für Theoretische Physik der Universität Frankfurt. 1973/74 ging er als Gastprofessor an die University of Witwatersrand in Johannesburg/Südafrika, wo er sich als weiteres Forschungsthema mit der Elektronenbeugung in Kristallen befasste. Aus der Gastprofessur wurde eine reguläre Professur in Johannesburg. Dazwischen kam er 1976/77 mit einer Gastprofessur an die TH Darmstadt, wo seine Expertise in der Theorie der Elektronenstreuung gefragt war. Dort lernte er auch die herausfordernden Fragestellungen der Beschleunigerphysik kennen, die später noch eine große Rolle spielen sollten. 1978/79 war er als Gastforscher am Oak Ridge National Laboratory in Oak Ridge/USA. Im Jahr 1980 wurde er als Ordinarius an das Institut für Theoretische Physik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg berufen, wo er bis zu seinem Ruhestand 2006 lehrte und forschte. Hier wurden sein Forschungsschwerpunkte Transporttheorie in Vielteilchensystemen, Chaostheorie, Elektronenkühlung in Beschleunigern und, damit verbunden, Zweikomponentenplasmen in starken Magnetfeldern. Weiterhin hat er enge Kontakte zu renommierten Instituten gepflegt, zum Beispiel zur Gesellschaft für Schwerionenforschung (GSI) in Darmstadt oder, gleich nach der Wende, zum Institut für Plasmaphysik der Universität Rostock.

Soweit zum wissenschaftlichen Lebenslauf. Ein sehr wichtiger Schwerpunkt seiner Tätigkeit in Erlangen war die Lehre. Er hat sich stark dafür eingesetzt, Studienanfängern Brücken zu bauen für die von Studierenden meist als schwer empfundene Theoretische Physik, zugleich aber immer hohe akademische Standards angemahnt. Dasselbe große Engagement für Lehre hat er auch in seinem Umgang mit den Diplomanden und Doktoranden seines Instituts gezeigt. Im Regelfall gab es mit jedem Studierenden seiner Arbeitsgruppe mindestens einmal pro Woche ein Gespräch. Er stellte hohe Ansprüche an seine Gruppe, aber doch immer so, dass es als Ansporn ankam. Über seinen Lehrstuhl hinaus hat er sich auch fleißig in Universitätsgremien engagiert. Sein großes Anliegen war das akademische Niveau in Forschung und Lehre, das er durch den Zeitgeist bedroht sah.

Zum Abschluss ein persönliches Wort: Mir war Christian Toepffer ein guter Freund und hochgeschätzter Kollege. In vielen Projekten haben wir eng zusammen gearbeitet, besonders in der Betreuung der Diplomanden und Doktoranden. Mit seinem guten Gespür für Entwicklungen und seinem immer treffsicheren Urteil war er mir unersetzlicher Ratgeber in vielen Gebieten: Forschung, Lehre und Hochschulpolitik. Er hat mir durch seine umsichtige Institutsleitung große Freiräume für Forschung geschaffen. Dafür bin ich ihm sehr dankbar.

von Prof. Paul-Gerhard Reinhard